Zwischen Single-Börsen und dem Altar klafft ein immer größerer Abgrund. Getraut haben sich viele, geschieden gut die Hälfte. Was ist das Geheimnis funktionierender Beziehungen?
Laut Statistik werden in Deutschland etwa die Hälfte aller Ehen wieder geschieden. Tendenz seit Beginn der Erfassung steigend. Auffallend sind die Scheidungen nach 5-8 Jahren. Das verflixte siebte Jahr könnte man sagen. Die durchschnittliche
Ehedauer betrug 2007 knappe 14 Jahre. Wer also die erste Hürde genommen hat, versauert bis zur zweiten!? Im selben Jahr wurde der Scheidungsantrag in 55,1% der Fälle von der Frau und in 36,3% vom Mann gestellt. Ist Mann da entspannter, ängstlicher im Loslassen, oder geht‘s um‘s Finanzielle? In den übrigen Fällen beantragten beide Ehegatten die Scheidung, berichtet Wikipedia im Artikel „Scheidungsrate“.
Ehen auf dem Prüfstand
Es ist schwer zu sagen, was genau die Ehen noch vor hundert Jahren enger zusammengeschweißt hat. Moralische Wertvorstellungen und der daraus resultierende Druck sind sicherlich eine Seite der Medaille. Allerdings wirken die meisten „Alt“-Ehen nicht zwangsweise unglücklich. Und auch von arrangierten Ehen hört man viel Gutes, so daß sich die Partner lieben „gelernt“ haben und ihr Wertesystem zu mindestens dem gleichen Glück geführt hat, wie auf dem „freien Markt“.
Gewohnheit und die Ungewißheit, was das Leben bereit hält, wenn der Partner nicht mehr da wäre, so man diese Freiheit nie entwickeln konnte, führen sicherlich oft zu Trägheit und wechselseitigen Festhalten. Das mehr, oder weniger freiwillige Versauern ist Geschmackssache. Wenn es zu (wiederholten) Handgreiflichkeiten kommt, ist der Weg zum Therapeuten, ob einzeln, oder als Paar und ggf. eine Scheidung sicher der gesündere Weg, als die kirchliche Vorgabe: Bis daß der Totschlag
euch scheidet. Übrigens halten sich die vorliegenden Anzeigen wegen häuslicher Gewalt von Mann und Frau die Waage.
Die offizielle Seite
Interessant ist schon die Trefferliste der Internetseiten für „Scheidung“. Wer muß zahlen, wie stehen die Chancen auf die Kinder und welcher Profit kann aus der Situation geschlagen werden, sind die aufdringlichsten Marktschreie der Anbieter im Rosenkrieg.
Mit der ersten „Schüssel“ auf dem Dach kamen schnell die ersten Angebote mit viel nackter Haut für Telefonsex. Heute ist es „normal“, daß Partner- und Sexbörsen ihre Werbung zur Primetime ausstrahlen. Die Medien leben eine Wunschwelt der universellen Befriedigung vor, in der anscheinend jeder sein Glück findet. Laut Statistik ist die Zahl der Online-Singlebörsen-Nutzer von 3,5 Mio. (2003) auf 8,4 Mio. (2014) geklettert.
Es ist offensichtlich, daß diese Entwicklung nicht zu stabilen Beziehungen führt. In wie weit sich dahinter ebenfalls „Divide et impera“ für die kleinste Zelle im Staat verbirgt, oder dies der persönlichen Entfaltung dient, darf jeder für sich beurteilen.
Geheimnis funktionierender Beziehnungen
Hört man Singles zu, die über potentielle Partner reden, kann man geschlechterspezifisch etwa folgende Aussage machen.
Männer legen Wert darauf, daß das Äußere paßt und sie sich im Bett gut entfaltet. Das Problem bei sexuell aktiven Partnerinnen ist dann die Eifersucht, weshalb gerne weitere Qualitäten genannt werden, wie Treue, Zuverlässigkeit und gemeinsamen Spaß am Blödsinn - was bindet. Im Zeitalter des Pizzadienstes und Schnellgerichte findet die Kochkunst kaum mehr Erwähnung.
Frauen suchen Anerkennung und Aufmerksamkeit. Er soll sie zum Lachen bringen, sich kümmern (ohne sie einzuengen), liebevoll und zärtlich und ggf. ein fürsorglicher Vater sein. Auf Herausforderungen soll er gelassen und souverän reagieren.
In der Phase der Verliebtheit, wenn die rosa Brille durch Glückshormone auf der Nase festgenagelt ist, scheinen diese Werte erfüllt, oder aber vergessen. Das attraktive Moment wird voll ausgelebt, bis sich nach spätestens einem halben Jahr der Verstand zurückmeldet. Der Dopamin- Höhenflug kann zur Sucht werden, was dazu führen kann, sich vor der ersten Krise zu trennen und schnell nach der nächsten „Liebe des Lebens“ zu suchen.
Und hier liegt auch das Geheimnis funktionierender Beziehungen. Wenn die Sonne scheint, ist es einfach sich wohl zu fühlen. Was aber, wenn‘s stürmt und schneit? Wenn‘s drauf ankommt? Dem Verstand und der eigenen Intuition sollte man immer soviel Spielraum lassen, um
einschätzen zu können, wie das Gegenüber in Stressmomenten reagiert. Alltagsprobleme mit Job, Geld, sozialem Umfeld und Verständigungsdefizite sind erste Krisenfelder zur Erprobung. Kommen Kinder ins Spiel, schnürt sich der Sack schon enger.
Es bleibt also ein Idealweg zwischen sexueller Anziehung, Verliebtheit, und platonischer Liebe zu suchen. Eine Beziehung ohne Reibungspunkte wird es nie geben. Umso wichtiger ist der spirituelle Weg, zu sich zu finden und in der Ruhe und Liebe zu bleiben. Damit das Gegenüber erkannt und gewertschätzt werden kann, bedarf es das „Erkenne Dich selbst“. Ohne einen gewissen Weg der Selbstfindung gegangen zu sein, wird es schwieriger sich selbstbewußt in eine Beziehung zu geben, ohne daß unbewußte Automatismen die Oberhand gewinnen. Plötzlich fängt man an zu klammern, frau zu Mutter zu rennen, einer sich defensiv zu verhalten, oder in Labilität zu versinken. Es bedarf eines gefestigten Gegenübers, wenn dies Früchte tragen soll.
Problem: Es entsteht ein Ungleichgewicht.
Gelingt die fortschreitende Selbsterkenntnis im Anderen, kann sich das Spiel im Leben öfters auch mal umdrehen. So stützen sich beide gegenseitig, wissen um deren Schwachpunkte, Vertrauen entsteht, Respekt und kreative Schaffenskraft wächst - voilà, eine funktionierende Beziehung im Wechselbad aller menschlichen Gefühle. In längst vergangenen Zeiten sollen Mann und Frau in lebendiger Einheit einen Körper bewohnt haben. Dadurch erlangten sie Macht, die der, der Götter gleichgekommen ist. Daraufhin entschieden die Götter Mann und Frau zu trennen.