Die dunkle und die helle Seite: Sonnenschutz
SALVE-Ausgabe Sommer 2014

Die dunkle und die helle Seite: Sonnenschutz

Die Sonne mit Ihrer Kraft und Wärme ermöglicht erst das blühende Leben auf diesem wunderbaren Planeten. Und dennoch müssen wir uns vor ihr schützen. Beachten sollte man dabei, dass es nicht nur mit einfachen Sonnenschutzcrèmes / -lotionen /-sprays etc. getan ist. Sonnenschutz hat genauso eine innere und auch eine bedenkliche Komponente.

„Licht“ setzt sich aus einem Spektrum an Wellenlängen zusammen, die physikalisch messbar und auch größtenteils reproduzierbar und nutzbar sind. Der Teil, den wir mit unseren Augen wahrnehmen können ist relativ schmal und reicht von Rot bis hin zu Blau. Der Spektrumanteil unterhalb von Rot ist das Infrarot und für uns als Wärmestrahlung spürbar. Überhalb des blauen Anteils geht es dann ins Ultraviolette (UV) und weiter zu Röntgen und Gamma. Besonders vor einem Übermaß an kurzwelligen Strahlen (UV und darüber) sollten wir uns schützen, da diese direkte Effekte auf Zellteilungsraten, -alterung und -defekten haben. Wir haben uns über das Erdzeitalter hin entwickelt und unseren Eigenschutz an die atmosphärischen
Bedingungen angepasst. Ein Großteil der UV-C Strahlung und ein Teil der UV-B wird bereits durch die Ozonschicht heraus gefiltert. Ebenso gelangt die infrarote Wärmestrahlung erst durch die „Wasserschicht“ der Atmosphäre zu uns.
UV-B ist allerdings wichtig für uns, da es für die Bereitstellung von Vitamin D gebraucht wird. Das in der Haut befindliche 7-Dehydrocholesterol wird unter Einwirkung der ultravioletten Strahlung in das Prävitamin D aufgespalten, welches dann weitere physiologische Wege geht. Vitamin D ist ein essentieller Faktor für den Kalziumstoffwechsel und gliedert sich ins Hormonsystem ein. Ausreichende Vitamin D Konzentrationen im Blut schützen vor Osteoporose, Rachitis, Osteomalazie und bessert Immunleistung mit vermindertem Risiko für Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, Infektionskrankheiten etc.
Ein 1MED Sonnenbad („minimale Erythem-Dosis“ - Dosis bei der die Haut mit Rötung reagiert) versorgt uns mit nachhaltigen ~20.000IE Vit. D.. Das in der Haut zum Schutz gebildete Pigment Melanin entspricht bei dunklen Typen einem Lichtschutzfaktor bis zu 8. Hindert im gleichen Maße aber auch die Entstehung von Vit. D. Inwieweit UV-Strahlung krebserzeugend ist, ist umstritten. Sie wird auch therapeutisch angewandt. Um der Hautalterung und Überbeanspruchung entgegenzuwirken reicht der Aufenthalt im Schatten, entsprechend bedeckende Kleidung und Kopfschutz. Ergänzend können wohlbedacht Crèmes und ähnliches eingesetzt werden.

Der übertriebene Sonnenschutz hindert die Entstehung von Prävitamin D. Während der Industrialisierung kam es in den dichten Siedlungsgebieten zu drastischer Lichtreduzierung und der damals noch unerklärbaren Rachitis. Unter den Stadtkindern waren bis zu 90% betroffen. Sonnencrèmes mit einem Lichtschutzfaktor (LF) von 30 absorbieren 98% der UV-Strahlung und verringern im gleichen Maße die Entstehung von Vitamin D.
Da eine langsame Adaption an die stärkere Sonnenenstrahlung im Sommer selten abgewartet wird, ist der Griff zum „Sonnenblocker“ schnell getan und wird ja auch überall propagiert. Die Verarbeitung zum gewünschten LF ist ein chemischer Prozess mit teils unbekannten Resultaten für die menschliche Gesundheit. Die Irritation, bzw. allergische Reaktionen wird als allgemeine Nebenwirkung pflichtbewußt angegeben. Manche UV-Filter (4-Benzophenon, 3-Benzylidencampher, 4-Methylbenzylidencampher) stehen im Verdacht östrogenartige Wirkungen zu entfalten, gelten als Umweltchemikalien und zählen zu den Störern des Hormonsystems. Zu den anorganischen UV-Filtern gehören feinteiliges Titandioxid und Zinkoxid. Als „mineralische“ Blocker färben sie sichtbar die Haut, dringen aber auch in sie ein, was im Urin nachgewiesen werden kann. In der Schweiz ist Zinkoxid nicht als UV-Schutz zugelassen, während unser Bundesinstitut für Risikobewertung
einen 25%-Anteil mikrofeinem Zinkoxids bedenkenlos toleriert. Besonders problematisch dabei ist „mikrofein“, bzw. Nanopartikel, die wegen ihrer technischen Vorteile immer mehr Verwendung finden (siehe SALVE; Frühling 2014). Zinkoxid wirkt antiseptisch und trocknet die Haut aus, was medizinisch bei Hautentzündungen eingesetzt wird. Titanoxid führt im Nanobereich zu Immunreaktionen. Für die Lunge wird das entzündungsbedingte Krebsrisiko diskutiert. Bei einem weltweiten Marktwert von ca. 10.000.000.000 US$ ist es verständlich, dass Hersteller und Anbieter die Produkte möglichst attraktiv an der Konsumenten herantragen. So werden den Schutzmitteln noch eine Vielzahl an Zusätzen beigegeben. Die verwendeten Fette (va. Fettalkohole) haben oft eine fragwürdige Herkunft aus der Petrochemie (Erdöl), oder aus Palmöl (Urwaldzerstörung). Dazu kommen Silikonöle als Emulgatoren, Feuchthaltemittel, Antioxidantien, Lösungsmittel für den UV-Filter und der Fließeigenschaften, sowie selbstverständlich Parfüme für die „individuelle“ Marke. Die Siloxane, die auch ungeniert in Konfitüren, Bratöle, Konserven und Kaugummis wandern, werden laut Umweltbundesamt nicht als unbedenklich eingestuft. Sie stehen im Verdacht die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen, sich schädlich auf Gewässer auszuwirken, sich im Organismus anzusammeln und mglw. Schäden an Lungen, Leber und Nieren hervorzurufen und krebseregend zu sein. Einsatz in Westeuropa 2002: 300.000 t. Im Crèmegemisch gibt es ausserdem die Kontroverse, ob unter den hohen Temperauren beim exzessiven Sonnenbad auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (paKs) entstehen, die ihrerseits ein hohes Krebsrisiko aufweisen. Ein gesundes Immunsystem setzt sich gegen Krebs zur Wehr, was hier vielfach torpediert wird.